Ein Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren, gibt mir die Möglichkeit selbst aktiv zu helfen und etwas in der Welt bewegen zu können. Ich möchte aus meinem gewohnten und behüteten Umfeld hinaus in die Welt um dort zu unterstützen, wo meine Unterstützung gebraucht wird.
Bis zu meinem Schulabschluss ist mein ganzes Leben durchgeplant. Zuerst war ich im Kindergarten, dann in der Grundschule und besuche derzeit das humanistische Gymnasium Christianeum in Hamburg. Seit jungen Jahren spiele ich in einer sehr geselligen Mannschaft Hockey. Weiter war ich Klassen- und Schulsprecherin und mache im Sommer 2016 mein Abitur.
Eine sehr prägende Unterbrechung dieses so geordneten Lebens waren meine längerfristigen Aufenthalte in Südafrika, Pretoria. Ich war in einem Mädcheninternat der anglikanischen Kirche, die von Schülerinnen mit vielen verschiedenen, kulturellen Hintergründen besucht wird.
Die Schule legt sehr viel Wert auf soziales Engagement ihrer Schülerinnen. So wurde durch die Schule erwartet, dass wir Schülerinnen selber etwas tun. Daher durften regelmäßig eine kleine Anzahl von Schülerinnen in sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Waisenhäusern oder Frauenhäusern vor Ort helfen. Ich habe bei diesem unterstützenden Dienst immer wenn möglich teilgenommen
Einmal haben wir ein afrikanisches Dorf im Drakensberg besucht. Dies war ein sehr eindrucksvolles Erlebnis für mich. Wir haben mit den Bewohnern geredet, Babies gewiegt und mit den Kindern gespielt. Ein kleiner Junge traute sich zu anfangs nicht hinter einem Baum hervor, in seinen Händen hielt er einen kaputten Fußball. Als wir ihn fragten, ob er mit uns den Ball hin- und her spielen wolle, wirkte er nur noch mehr eingeschüchtert. Doch irgendwann kam er hinter dem Baum hervor und wir haben uns den Ball zugespielt. Es kamen immer mehr strahlende kleine Jungen und Mädchen dazu, die auch mitmachen wollten. Sie wirkten alle so fröhlich, als ob wir ihnen den Tag sehr versüßt hätten, wobei wir ja an sich nur mit ihnen Ball gespielt haben.
Dieses für mich sehr einprägsame Erlebnis zeigte mir, dass man durch einfaches „nur Dasein“ Menschen, vor allem Kindern in Armut und Elend, schon ganz viel geben kann. Mit Jugendlichen in unserem Alter konnten wir weder spielen noch uns unterhalten, da sie arbeiten mussten. Die Mädchen mussten ihren Müttern helfen, die Jungen mussten mit den Kühen weiden gehen. Ich konnte es selbst gar nicht fassen und hatte solche Zustände nur im Fernsehen gesehen oder davon in der Schule gehört.
Durch diese Eindrücke wurde mir bewusst, wie gut es uns in Deutschland geht, dass wir zur Schule gehen und lernen können und nicht stattdessen zu Hause unsere Eltern unterstützen müssen um eine Existenzgrundlage zu haben. Das ist meines Erachtens ein großes Privileg, das einen dazu verpflichtet, etwas von dem erlangten Wissen bestmöglich weiterzugeben. Ich würde so gerne etwas von dem, das ich in der Schule und im Alltag lernen durfte, an Kinder weitergeben, die diese Chancen nicht haben.
Ich hätte den Kindern in dem kleinen afrikanischen Dorf so gerne mehr gegeben. Von dem Moment an, wusste ich, dass ich mich für arme Kinder engagieren möchte.
So hatte ich anfangs den Drang unbedingt nach Afrika zurückzukehren. Doch nicht nur in Afrika gibt es Kinder ohne Bildung und Kinder, die in Armut leben, sondern an zu vielen Orten auf der Welt.
Dann hörte ich von einer Freundin meiner Eltern, dass ihr Sohn selbst Internationalen Freiwilligendienst gemacht hatte und ich war sofort Feuer und Flamme. Die Vorstellung als Freiwilliger in ein völlig fremdes Land, eine völlig fremde Kultur geschickt zu werden, um dort Menschen helfen zu können, reizte mich von Beginn an. Mir war sofort klar, dass mir solch ein Freiwilligendienst genau die Möglichkeit geben könne, die ich mir immer gewünscht habe. Da ich so meinen Wunsch, die Welt zumindest ein kleines Stück weit verändern zu können und ganz „persönlich mitanzupacken“, erfüllen kann.
Ein soziales Jahr im Ausland bietet mir die Möglichkeit eine völlig neue Kultur kennen lernen zu dürfen.
Man lernt keine andere Kultur richtig kennen, wenn man dort Urlaub macht. Man lernt eine andere Kultur kennen, wenn man mit den Menschen zusammen lebt, mit ihnen arbeitet und etwas aufbaut, wenn man ihnen hilft. So habe ich dies schon bei meinen Internatsaufenthalten in Südafrika in der 9. und 10. Klasse erfahren. Diese waren leider viel zu kurz. In einem halben Jahr und in 3 Monaten kann mein keine fremde Kultur kennenlernen, man kann sie „beschnuppern“, lernt jeden Tag bis zum letzten Tag, etwas neues, teils Verwunderliches dazu.
Diese Zeiten gingen viel zu schnell vorbei. Ich hätte gerne noch mehr kulturellen Austausch erfahren, daher bin ich umso gespannter, noch eine andere Kultur als die Südafrikas kennen zu lernen.
Es gibt mir die Möglichkeit, an einem Ort helfen zu können, wo Hilfe gebraucht wird. Ein Ort an dem man alles von sich gibt, was man kann und dafür auch ganz viel zurück bekommt. Man gibt sein bestes, den Menschen dort zu helfen (bspw. beim Englisch unterrichten oder schreiben lehren) und wenn dies auch noch erfolgreich ist, dann muss dies sehr erfüllend sein. Und ich kann mir kein schöneres Gefühl, als dieses Hochgefühl, vorstellen.
Ich möchte Menschen helfen, die nicht so ein behütetes und geordnetes Leben haben, wie ich es habe. Menschen, die in Not leben. Menschen, deren Grundbedürfnisse nicht gedeckt sind. Kindern, die keine Möglichkeit auf Bildung haben oder deren Familiengeschichte ihr Leben so hart macht.
Es gibt so viele Dinge, die man tun kann, um in der Welt zu unterstützen.
Ich möchte selbst aktiv helfen, ich möchte vor Ort sein, ich möchte sehen, wie man konkret helfen kann und dies auch tun. Und ich möchte dann den Fortschritt sehen, wie man etwas bewegt hat.
Mein soziales Jahr möchte ich für mich und meine Umwelt sinnvoll nutzen und verbringen und in ein anderes Leben eintauchen. Durch ein Jahr im Ausland erhoffe ich mir, dass ich meine Persönlichkeit weiter entwickeln werde. Außerdem gehe ich davon aus, so einen anderen Blickwinkel auf die Welt zu bekommen und dieses Jahr mich sehr prägen wird. Ich hoffe, dass ich mir nach diesen Erfahrungen viele Fragen, die ich mir selbst stelle, beantworten kann, wie zum Beispiel: wie groß meine Anpassungsfähigkeit ist oder meine Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Ich möchte mir meiner eigenen Fähigkeiten bewusst werden und auch lernen, wie ich diese richtig einsetzen kann, um andere und auch mich weiterzubringen.
Ferner möchte ich die Welt entdecken und meinen Horizont erweitern. Dazu gehört für mich eine ganz unbekannte, mir völlig fremde Kultur, völlig fremde Menschen, eine neue Weltanschauung und Lebensansicht kennenzulernen und sich auch darauf einzulassen.
Deswegen will ich ein Freiwilliges Soziales Jahr im außereuropäischen Ausland machen.