Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Schreiben möchte ich begründen, warum ich ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland machen möchte und erklären, was mich dafür qualifiziert.
Ich denke, es gibt niemals nur einen Grund ein Jahr Freiwilligen-Arbeit außerhalb Deutschlands zu machen.
Ich möchte vor allem eine andere Kultur und eine andere Sprache kennen lernen. Besonders Südamerika hat es mir sehr angetan. Als ich im vergangenen Jahr mit meiner Familie einen dreiwöchigen Urlaub in Kolumbien gemacht habe, wo wir meinen dort studierenden Bruder besucht haben, hat mich die Entspanntheit der Menschen aber auch die Schönheit des Landes sehr beeindruckt. Diese Offenheit, Hilfsbereitschaft und Lebensfrohe der Südamerikaner möchte ich nun auch alleine als Erwachsener kennenlernen, denn ein Urlaub mit der Familie ist natürlich etwas anderes als ein einjähriger Aufenthalt in diesem Land. Ich hoffe, dass ich Südamerika lieben lerne und ein Teil dieser Lebenseinstellung aufnehmen kann.
Bei mir steht aber auch der Wunsch, anderen Menschen helfen zu können. Uns in Deutschland geht es sehr gut. Wir sind zweifelsfrei die Gewinner der Globalisierung mit kaum Armut und einem breitem Angebot an staatlichen Sozialsystemen. Doch unser Reichtum hat auch Schattenseiten. Für unsere billigen Produkte müssen oftmals Menschen in ärmeren Ländern für einen Hungerlohn arbeiten. Ist ein FSJ im Ausland nicht ein guter Anfang diese globale Ungerechtigkeit zumindest ein bisschen abzufedern? Mir ist natürlich bewusst, dass mein FSJ keine Weltprobleme löst, aber eines ist doch sicher: Wenn man nichts macht, dann ändert sich auch nichts.
Natürlich ist es nicht nur eine Art von Schuldbegleichung, die mich für das Helfen in armen Ländern motiviert. Ich denke, ich tue dort nicht nur etwas für die Allgemeinheit, sondern auch für mich selbst. Zum einen weil anderen Menschen zu helfen generell glücklich macht. Zum anderen weil ein Auslandsaufenthalt in einer komplett anderen Kultur auch meine Persönlichkeit stärkt. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich mir noch sehr unsicher, was ich später einmal arbeiten oder studieren will. Das FSJ könnte mir vielleicht eine spätere Berufswahl erleichtern. Desweitern lernt man auch seinen eigenen Wohlstand mehr zu schätzen, wenn man mit den ärmlicheren Verhältnissen dieser Menschen konfrontiert wird. Auf der anderen Seite erfährt man aber auch eine andere Art des Luxus, die weniger auf Materiellen als auf dem herzlichen Umgang miteinander beruht. Dies, glaube ich, wird meine Leben nachhaltig.
Natürlich bin auch ich kein „perfekter Bewerber“ und muss, da es mein erstes soziales Jahr im Ausland ist, diese Erfahrung erst noch machen. Dennoch gibt es denke ich viel, was für mich spricht.
Erstens bin ich anpassungsfähig. Ich weiß, dass ich meinen gewohnten Lebensstandard, viele Gewohnheiten und meinen Anspruch senken muss. Doch ohne dies wäre Hilfe für andere wohl viel zu teuer und somit nicht möglich.
Zweitens bin ich sehr kommunikativ und offen. Den Umgang mit anderen Kulturen bin ich u.a. schon in der Flüchtlingshilfe näher gekommen. Ich habe zusammen mit meinen PoWi-Lehrern und anderen Schülern eine AG gegründet, die minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan das neue Leben in Deutschland erleichtern sollte. Wir haben uns mindesten einmal in der Woche zum Spielen verabredet und mit Ihnen Deutsch gelernt. Hierbei habe ich erfahren, dass Helfen sowohl den Helfenden als auch den Geholfenen weiterbringt.
Drittens bin ich sehr neugierig. Ich bin ständig interessiert an der südamerikanischen Kultur und den Menschen. Durch mein Praktikum in der FAZ habe ich gelernt immer alle Nachrichten einzubeziehen. Daher kann ich die Bedürfnisse aus anderen Blickwinkeln sehen und mich in die Menschen hineinversetzen.
Viertens bin ich ein zuverlässiger Mensch. Ich bin mir der großen Verantwortung, die man auch bei der Unterstützung anderer Menschen bekommt, bewusst und werde nicht leicht damit umgehen. Ich kann mich auch anderen unterordnen und agiere gerne und erfolgreich im Team.
Ich würde mich unheimlich gerne bei Ihnen persönlich vorstellen und hoffe schon bald in Südamerika zu sein.
Liebe Grüße
Patrice