Der Freiwilligendienst in Entwicklungsländern
Weltwärts ist ein entwicklungspolitisches Freiwilligenprogramm, welches im Jahr 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geschaffen wurde. Gegenwärtig ist weltwärts ein Gemeinschaftswerk des genannten Bundesministeriums und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Das sind die Entsendeorganisationen und die Vereinigungen von Rückkehrern. Die politische Steuerung liegt beim BMZ, da es bis zu 75 Prozent der Kosten eines weltwärts-Dienstes aus öffentlichen Mitteln bereitstellt, also den Hauptanteil der Förderung trägt. Das Gemeinschaftswerk wird von der Koordinierungsstelle weltwärts in der Engagement Global gGmbH in Bonn unterstützt. Die Koordinierungsstelle weltwärts leitet die Fördermittel an die Entsendeorganisationen.
Bei dem öffentlich geförderten Freiwilligendienste in Deutschland weltwärts handelt es sich also um ein Programms, bei dem es um die Entwicklungszusammenarbeit geht. Weltwärts-Programme gibt es folglich nur in Entwicklungs- oder Schwellenländern.
Weltwärts ist als ein Lerndienst angelegt. Im Mittelpunkt stehen der Nord-Süd-Austausch und das gemeinsame interkulturelle Lernen. Wie die Teilnehmer ihr Engagement nach ihrer Rückkehr nach Deutschland fortführen, ist dabei noch bedeutsamer als das, was sie im Gastland an Engagement leisten.
Tausende Jugendliche partizipieren Jahr für Jahr an diesem Freiwilligendienst im Ausland und erweitern ihren Horizont durch ihre Mitarbeit in sozialen Projekten.
In welchen Ländern gibt es weltwärts Stellen?
Der weltwärts Freiwilligendienst basiert auf einem Programm, das auf Entwicklungsländer abgestimmt ist. Die Freiwilligenarbeit ist somit grundsätzlich in jedem Entwicklungsland weltweit durchführbar, nicht jedoch in den beliebten englischsprachigen Ländern Australien, Neuseeland, Kanada oder den USA. Selbstverständlich ausgenommen sind zudem Krisengebiete, die durch die Reisewarnung des Auswärtigen Amts gekennzeichnet werden.
Wie sieht der Freiwilligendienst in einem weltwärts Projekt aus?
Das weltwärts-Prgramm beinhaltet als entwicklungspolitischer Auslandsfreiwilligendienst Entwicklungszusammenarbeit in den verschiedensten Formen. Es gibt Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt, Handwerk, Technik, Verwaltung, Kultur und Sport, Kinder- und Jugendarbeit, Arbeit mit benachteiligten Menschen, Menschenrechte und Frieden sowie Not- und Übergangshilfe.
Die Aufgaben, die die Freiwilligen zu bewältigen haben, sind beispielsweise Betreuungstätigkeiten in Kinderheimen, Engagement in Menschenrechtsprojekten oder Umweltschutzprojekten, Mitarbeit in Schulen oder Tätigkeiten in Krankenhäusern. Alle diese Freiwilligentätigkeiten zeichnen sich dadurch aus, dass es sich um sozial orientierte Tätigkeiten handelt, die dem Gemeinwohl der örtlichen Bevölkerung dienen.
Voraussetzungen
Wer einen Freiwilligendienst bei weltwärts machen möchte, muss die nachfolgenden Voraussetzungen mitbringen:
Das Mindestalter beträgt 18 Jahre, das Höchstalter 28 Jahre – jeweils bei Projektbeginn.
Es muss die deutsche Staatsbürgerschaft oder ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland gegeben sein. Das bedeutet, dass auch auch EU-Ausländer aus Österreich, Luxemburg usw sowie Nicht-EU-Ausländer aus der Schweiz mit Visum teilnehmen können.
Es muss ein Schulabschluss vorliegen, also Abitur, Fachhochschulreife oder Haupt- bzw. Realschulabschluss mit abgeschlossener Ausbildung (oder gleichwertigen Erfahrungen wie z.B. Praktika).
Es müssen Kenntnisse der Sprache im Gastland und/oder gute Englischkenntnisse nachgewiesen werden.
Die Mindestdauer beträgt 6 Monate, die Höchstdauer 24 Monate. In mehr als zwei Drittel aller Fälle besteht das Engagement bei weltwärts jedoch für mindestens ein Jahr. Hierzu muss die erforderliche Motivation gegeben sein.
Schließlich besteht die Pflicht, an 25 Seminartagen teilzunehmen.
Bewerbung für weltwärts-Projekte
Bei weltwärts gibt es kein zentrales Bewerbungsverfahren. Die Freiwilligen müssen sich für die weltwärts-Stellen direkt bei der jeweiligen Entsendeorganisation bewerben. Es stehen etwa 200 verschiedene Organisationen zur Auswahl.
Bewerbungsfrist
Eine einheitliche Bewerbungsfrist gibt es nicht. Die Bewerbung muss durchschnittlich, also je nach Entsendeorganisation, 9-12 Monate im Voraus erfolgen.
Auswahlverfahren
In einem klassischen Bewerbungsverfahren erfolgt die Auswahl unter den Mitbewerbern. Es muss ein Lebenslauf abgebeben werden. Wenn dort Auslandserfahrung und freiwilliges Engagement vermerkt sind, gute Sprachkenntnisse und zur Einsatzstelle passende Fähigkeiten, die je nach Projekt unterschiedlich sind, so stehen die Chancen nicht schlecht, eine Freiwilligenstelle zu erhalten.
Dem Lebenslauf ist ein Motivationsschreiben beizulegen. Danach folgen Vorstellungsgespräche und Auswahltreffen bei den Trägerorganisationen. Für diese Termine müssen die die Freiwilligen die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung selbst übernehmen.
Bei den weltwärts-Programmen gibt es in der Regel mehr als doppelt so viele Bewerber wie freie Stellen. Dass Freiwillige ihrem Wunschprojekt oder –Einsatzland zugeteilt werden, ja, dass sie überhaupt eine Platz erhalten, steht deshalb nicht fest.
Finanzielles
Ist weltwärts kostenlos?
Während des weltwärts Freiwilligendienst erhält der Freiwillige ein Taschengeld von 120 Euro pro Monat. Zudem werden von der Entsendeorganisation – mit Ausnahme des Visums – alle Kosten übernommen, die für die Durchführung des Freiwilligendienstes anfallen. Bezahlt werden also unter anderem der Flug, Versicherungen, Unterkunft und Verpflegung sowie die Seminare.
Die staatlichen Zuschüsse für den Freiwilligendienst im weltwärts-Programm decken lediglich maximal 75% der anfallenden Kosten. Das heißt, die Entsendeorganisation erhält als weltwärts Trägerorganisation vom Bundesministerium eine Förderung von max. 75% der tatsächlich entstehenden Kosten. Die restlichen 25 % müssen die Trägerorganisationen selbst finanzieren.
Diese jedoch haben nicht die Mitte, diese Kosten selbst aufzubringen. Folglich legen sie den Teilnehmer nahe, bei der Finanzierung ihrer Stelle mitzuwirken. „Von den Freiwilligen wird erwartet, dass sie sich schon vor der Ausreise für das Partnerprojekt einsetzen, etwa durch Informationsveranstaltungen, das Sammeln von Spenden, die Gründung privater Förderkreise oder andere Aktionen.“(So der weltwärts-Mustervertrag). Durchschnittliche sollten 150 Euro pro Monat, also bei einem12-monatigen weltwärts-Dienst 1800 Euro aufgebracht werden.
Da es den Entsendeorganisationen untersagt ist, von den Freiwilligen direkt Geld zu fordern müssen diese also einen Spenderkreis aufbauen. Das bedeutet, dass die Freiwilligen an Eltern, Großeltern, sonstige Verwandte, Freunde und Bekannte herantreten und um Spenden für ihren Auslandsdienst bitten – weltwärts soll für die Freiwilligen kostenlos sein. Die Förderer bzw. Spender überweisen der Entsendeorganisation Spendengelder. Natürlich spenden in sehr vielen Fällen die Eltern der Freiwilligen oder die Freiwilligen selbst. Das Geld bekommen die Freiwilligen später in Form von Taschengeld zurück – von der Entsendeorganisation.
Eine Dreiecksgeschichte. Zumindest ist es ein wenig sonderbar, wenn weltwärts mit dem Taschengeld als Leistung wirbt und der Freiwilligendienst als kostenlos gilt, selbst wenn Eltern auf Erspartes oder Kindergeld zurückgreifen oder die Freiwilligen selbst spenden.
Offiziell ist ein erfolgreiches Erreichen des Spendenziels selbstverständlich keine Voraussetzung für die Teilnahme an Freiwilligendienst weltwärts. Wer dem Spendenmodell kritisch gegenübersteht, sollte sich allerdings im Klaren sein, dass seine Bewerbung unter Umständen nicht berücksichtigt wird.
Mithilfe der Spenden kann die Entsendeorganisation also einen Teil ihrer Kosten decken. Die Höhe der insgesamt vom Freiwilligen eingeworbenen Spenden darf 25 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben für den Freiwilligendienst nicht übersteigen. Deine Entsendeorganisation muss offenlegen, wie hoch die Ausgaben für den Freiwilligendienst sind und wieviel Spenden maximal eingeworben werden dürfen.
Während des weltwärts Freiwilligendienstes erhält man weiterhin Kindergeld. Bezieher einer Halbwaisenrente hingegen erhalten diese grundsätzlich nicht, lediglich ausnahmsweise weiter bewilligt.
Versicherungen
Der Auslandsfreiwilligendienst weltwärts bietet umfassende Versicherungsleistungen für die Freiwilligen. So wird für jeden Freiwilligen muss eine Auslandskrankenversicherung, eine Haftpflichtversicherung und eine Unfallversicherung abgeschlossen. Zusätzlich ist jeder Freiwillige in der gesetzlichen Unfallversicherung versichert.
Seminare
Wer an einem weltwärts Projekt teilnimmt, ist verpflichtet, an Seminaren von insgesamt 25 Tagen zu partizipieren. Die Seminare sind aufgeteilt in ein Vorbereitungsseminar von wenigstens 12 Tagen, ein Zwischenseminar von wenigstens 5 Tagen und ein Nachbereitungsseminar von ebenfalls wenigstens 5 Tagen. Nimmt man unentschuldigt nicht an den Seminaren teil, so verletzt man seine vertraglichen Pflichten und kann mit Vertragsstrafen von nicht unerheblicher Höhe belegt werden.
Links
weltwaerts.de – die offizielle Seite des weltwärts Programms.