Wer hat diese Fotos nicht schon gesehen: Straßen, die in die Unendlichkeit führen, Teeplantagen, die sanfte Hügel bedecken, das Cocktailglas in einer sonnengebräunten Hand an einemeinsamem Strand? Das sind die Fotos, die Weltreisende auf ihren Social-Media-Seiten mit anderen teilen.
Da fragt man sich dann, meist unwillkürlich, ob eine Weltreise nicht auch für die eigene Person eine willkommene Abwechslung wäre. Ja, nicht nur eine Abwechslung, vielleicht sogar ein Mittel gegen den eigenen Weltschmerz. Es gibt nicht wenige Menschen, die die Nase von ihrer Heimatstadt voll haben, von den immer gleichen Straßen und den Nachbarn, die darin leben. Es gibt Menschen, die auch von ihrer Arbeit genug haben, weil sie sie nicht ausfüllt. Und schließlich solche, die von ihrem Partner oder ihrer Partner nach genug haben. Auch das sind nicht wenige.
Auslandsreise, um sich selbst besser zu verstehen?
Was passt da besser, als auf Reisen zu gehen? Also schnell einen Flug ins schillernde Singapur buchen, oder auf die Philippinen. Oder sollten wir besser sagen: schnell die Flucht buchen? Denn danach sieht es vor allem aus. Den Problemen wird sich nicht dort gestellt, wo sie entstanden sind. Denn da kommt man gerade nicht klar. Und in der weiten Welt wird sich das Problem doch lösen, oder?
Doch irgendwann, nach Monaten, vielleicht nach Wochen, unter Umständen schon nach Tagen, kommt man zu der Erkenntnis: Weltreisen sind alles andere als eine Problemlösung, sie sind oberflächlich und spiegeln die eigene Kurzsichtigkeit wider.
Es ist ein falscher Glaube, reisen mache einen Menschen zu einem anderen. Natürlich hinterlassen Weltreisen Eindrücke. Aber persönliche Entwicklungsschübe sollte man von ihnen nicht erwarten. Woher sollen sie auch plötzlich kommen? Wer häuslich ist, nicht immer auf Achsen sein will und täglich neue Herausforderungen erleben möchte, sollte sich gut überlegen, ob Backpacking für ihn das Richtige ist.
Der nächste Irrtum ist der, dass man durch Reisen neue Energie bekommt. Das Gegenteil ist wohl viel eher der Fall. Reisen ist anstrengend, und das nicht wenig. Es ist kostspielig und spannt die Nerven oft bis zur Zerreisprobe, etwa, wenn der Taxifahrer plötzlich das Portemonnaie plündern will.
Auslandsaufenthalt genau überlegen
Nach einer Reise ist man also unter Umständen erschöpfter als vor der Reise. Auf jeden Fall hat man sehr viel weniger Geld auf dem Konto als vorher.
Die eigene Freiheit gewinnt man jedenfalls auf Reisen nicht. Die muss vorher schon da sein, bevor man die Reise antritt.
Eine weitere weitverbreitete Fehlvorstellung von einer Weltreise ist, dass man bei der Rückkehr wissen werde, was man aus dem eigenen Leben machen soll. Hängt man diesem Glauben nach, so begibt man sich auf eine nicht durchdachte Flucht vor der Wirklichkeit. Man schieb Entscheidungen hinaus, anstelle sie im hier und jetzt zu treffen.
Kurzfristig mag eine Weltreise helfen (wozu und wogegen auch immer). Langfristig ist sie kein Mittel eine falsche Berufslaufbahn zu korrigieren, eine gescheiterte Partnerschaft zu überwinden oder vertanen Chancen wieder hervorzuholen.
Das soll jetzt nicht heißen, dass das Reisen schlecht ist. Nein, grundsätzlich ist das Gegenteil der Fall. Nur, wenn man sich auf eine Reise begibt, um neu geboren zu werden, um Energie aufzuladen, um bessere Entscheidungen zu treffen, dann ist die Reise die falsche Entscheidung. Wenn man das eigene Leben vor seiner Reise auf die rechte Bahn gebracht hat, dann, ja dann: Gute Reise!
Ich danke Ihnen für den tollen Beitrag. Ein Auslandsfreiwilligendienst ist wirklich sehr sinnvoll und kann einen selbst sehr viel weiter bringen. Auf so einer Reise lernt man viel dazu und denkt danach anders über sich selbst.
Mit besten Grüßen,
Jana